Oberflächenköder – Die wohl spannendste Art des Spinnfischens
Warum eigentlich Oberflächenköder?
Die Antworten auf diese Frage kommen aus mir wie aus der Pistole geschossen. Weil es super viel Spaß macht, weil es wahnsinnig Spannend ist, weil man überall dort fischen kann, wo sich viele Hindernisse im Wasser befinden (Hotspots), weil es eine extrem fängige Methode des Spinnfischens ist und weil es auf kurz oder lang zu einer Sucht im positiven Sinne wird. Man vergisst alles andere um sich herum, wenn auf einmal wie aus dem nichts ein Hecht mit voller Wucht auf den Köder knallt, ihn zwar verfehlt aber sich mit seinem ganzen Körper aus dem Wasser schraubt. In diesem Moment möchte man am liebsten vor Schreck einen lauten Schrei lassen. Das Ganze geht so schnell das man es fast nicht fassen kann, was da gerade eben passiert ist. Und gleichzeitig als man noch damit beschäftigt ist, darüber nachzudenken passiert es schon wieder, und dann hängt er. Diese Bilder wird man nie wieder in seinem ganzen Leben vergessen. Und gerade das macht diese Art des Fischens so einzigartig. Ein weiterer riesen Vorteil im Gegensatz zu anderen Spinnködern besteht darin, dass man keine Hänger bekommt, und somit die Köder fast nie verliert. Das spart Geld, und man hat seine Lieblinge über lange Jahre. Daraus ergibt sich auch, dass man gerade die weniger beangelten Stellen wo es einfach zu flach ist, oder wo das Kraut bis kurz unter die Oberfläche geht bestens abfischen kann. Die Fische die dort stehen haben bislang selten einen Köder gesehen und sind sehr auf Nahrung von der Oberfläche fixiert. Aber auch an tieferen Stellen wirken diese Köder wahre Wunder. Gerade dann, wenn sie nahezu alle gängigen anderen Wobbler, Spinner, Blinker etc. schon kennen und gerade deshalb sehr vorsichtig geworden sind.
Arten der Oberflächenköder:
Popper, Crawler, Buzzbaits, und Spooks; wie sie nicht alle heißen. Hier gilt es sich erstmals in dem Dschungel dieser doch gewöhnungsbedürftigen Begriffe zurechtzufinden deshalb werde ich an dieser Stelle eine kurze Beschreibung dieser Ködertypen vornehmen.
Popper: Er zeichnet sich durch seine Mulde am Kopf aus, die bei richtiger Köderführung einen lauten Plopp erzeugen. Er zieht eine gerade Bahn mit einer deutlichen Blasenspur durchs Wasser. (Rapalla Skitter Pop)
Crawler (Engl. to crawl = Kraulen) Eine Schaufel im Kopfbereich die anders als beim Wobbler schräg nach oben oder nach links und rechts geht verleiht diesem Ködertyp seinen Namen. Durch gleichmäßiges einholen taumelt er von links nach rechts was aussieht als wenn er über die Oberfläche krault.
Buzzbait: Sie besitzen entweder vorne, hinten oder an beiden Enden ein Propellerartigen drehbaren Flügel, der beim einholen durch seine Drehung ein gleichmäßiges gut hörbares Geräusch erzeugt dass mit dem Plätschern eines kleinen Wasserfalles zu vergleichen ist. Er läuft wie alle anderen bereits genannten Arten in einer geraden Linie über die Wasseroberfläche.
Spook (auch Glider oder Walker): Dieser Ködertyp ist durch seine zigarrenförmigen Körper gekennzeichnet. Diese Form verleiht den Spook´s das Typische Laufverhalten (Walk the Dog). Durch die rechts-links Bewegung werden die von ihm ausgeübten Druckwellen viel weiter zu den Seiten gestreut und ziehen die Raubfische magisch an. Aufgrund dieser Tatsache, den überaus natürlichen Bewegungen und den vielfältigsten Methoden diesen Köder über die Wasseroberfläche zu peitschen ist er meiner Meinung nach allen anderen genannten Oberflächenködern weit überlegen.
Köderführung:
Bezüglich des vorher gesagten gehe ich in diesem Abschnitt nur auf die sog. Spook´s ein. Sie werden mit kurzen, prägnanten Schlägen in der Rute zu ihrem typischen Laufverhalten dem „Walk the Dog“ gebracht. Dabei sollte sich die Rutenspitze um ca. 10 bis 20 cm in schnellen schwungartigen Zügen hin und her bewegen. Wenn man jetzt noch gleichzeitig und konstant die lose Schnur aufkurbelt hat man eigentlich schon alles richtig gemacht, und wird mit Sicherheit gute Erfolge verzeichnen können.
Bezüglich der Einholgeschwindigkeit wurde bereits schon einiges in der Fachpresse veröffentlicht. Beim durchstöbern dieser Artikel stieß ich aber immer wieder auf ein prägnantes Zitat „Fischen sie diese Köder langsam, und machen sie immer wieder Pausen.“ Vergessen Sie es bitte gleich wieder! Damit will ich natürlich nicht behaupten, dass das nie funktioniert, aber es ist sicher nicht die effektivste Art diese Köder zu fischen. In den letzten 10 Jahren hat sich für mich eines immer mehr herauskristallisiert, eine zügige Köderführung reizt die Fische so sehr dass sie nahezu hemmungslos die Spook´s Attackieren. Sogar als wir die Köder mit Highspeed über die Oberfläche gekurbelt haben, ohne dass sie ihre typischen zig zack Bewegungen machten, bekamen wir Bisse.
Köderfarbe und -größe:
Die Lackierung spielt gerade bei Oberflächenködern nicht so eine große Rolle wie bei anderen Spinnködern, vielmehr das Laufverhalten. Da die Fische die Köder gegen den Himmel betrachten müssen nehmen sie in der Regel nur Schattierungen war. Deshalb sollte man auf Kontrastreiche Köder setzen, wie z.B. einen Red-Hed oder Firetiger. Auch Schwarz, Grün und Braun haben sich als besonders fängige Farben erwiesen. An diesem Punkt kann man nur die Empfehlung geben, bei hellem Himmel mit dunkeln Ködern zu fischen und anders herum. Aber das soll lediglich eine Empfehlung bleiben. Bezüglich der Größe kann man sagen dass sich Köder mit 10 - 12 cm als absolute Allrounder erwiesen haben. Mit Ihnen kann man sowohl gezielt auf Hechte, Barsche, Rapfen und sogar Forellen fischen. Das ist für mich darin begründet, wenn ein Fisch so aggressiv ist, dass er an die Oberfläche zum Rauben kommt, dann nimmt er auch fast alles was dort herumschwimmt. Klar ist es hin und wieder besser, kleinere Spook´s für Forellen oder Barsche und größere auf stramme Hechte zu verwenden. Das variiert dann schon mal von 5 cm bis über 20 cm.
Beißzeiten:
Dieses Thema ist nach unseren Erfahrungen immer schwierig zu beantworten aber generell kann man sagen, wenn es beißt, dann beißt es. Spaß bei Seite, grundsätzlich gibt es natürlich immer Zeiten in denen die Fische aktiver sind und vermehrt an der Oberfläche rauben. Dabei sollte man die verschiedenen Zielfische differenziert betrachten um einen ersten Überblick zu bekommen.
Hechte: Sie beißen am aller besten im Frühjahr, gleich nach der Schonzeit, da sie aufgrund des Laichvorgangs noch sehr flach stehen und einen kräftigen Hunger haben. In dieser Zeit lohnt es sich den ganzen Tag zu fischen, da die Uhrzeit nahezu keinen Unterschied in der Bissausbeute macht. Im Sommer und vor allem im Herbst wird es da schon etwas schwieriger. Jetzt verlagern sich die Attacken eher auf die Morgen- und Abendstunden, aber auch Wetterumschwünge sind immer für einen Fisch gut. Schlechtes Wetter, Wind, Regen und Wellen lassen in diesen Jahreszeiten mein Herz immer höher schlagen, da sich gezeigt hat, dass vermehrt die größeren Exemplare genau dann beißen wenn es für uns Angler am Gewässer ungemütlich wird. Kommen wir jetzt noch zum Winter. Nun wird es richtig schwierig für den Oberflächenköder Angler erfolgreich zu sein. Die Fische stehen meist zu Tief, und sind zu Träge den Spook zu Attackieren aber Ausnahmen bestätigen die Regel.
Barsche: Sie verhalten sich ähnlich wie die Hechte, aber ergänzend sollte noch hinzugefügt werden, dass sie bereits früher im Jahr wieder nach oben kommen aber meist auch schon eher wieder weg sind.
Forellen: Bei ihnen hängt es immer sehr vom Gewässer ab, sie lassen sich aber das ganze Jahr gezielt mit Oberflächenködern befischen und Fangen.
Rapfen: Er raubt ebenfalls das ganze Jahr oberflächennah, wobei in vielen Gewässern die beste Zeit der Spätsommer darstellt. Hier kann man jeden Tag Sternstunden erleben, und oftmals auch zehn bisse oder mehr in der Stunde bekommen.
Somit kann man das ganze Jahr sehr schöne Fänge mit dieser Fischerei erzielen, und immerfort diese genialen und heftigen Attacken bekommen.
Verhalten beim Biss:
Dieses Thema finde ich persönlich ganz besonders heikel. Da man mit Oberflächenködern sehr oft Fehlbisse provoziert, ist es sehr wichtig, den richtigen Zeitpunkt des Anschlags zu wählen. Oftmals ist es so, dass man den Fisch schon sieht, bevor er den Köder richtig gepackt hat. Wenn dann schon ein Anschlag erfolgt, geht der natürlich ins Leere. Aus diesem Grund sollte man es tunlichst vermeiden gleich anzuschlagen, sondern erst abwarten bis man den Fisch in der Rute spürt. Ich weiß auch dass sich gerade dass am Anfang häufig als unmöglich erweist. Man erschrickt so sehr und setzt dann den Anhieb automatisch. Sogar nach zahllosen Bissen passiert es uns immer wieder. Auf jeden Fall empfiehlt es sich ruhig zu bleiben und gleichmäßig weiter zu Fischen, denn der Fisch beißt oft auch noch ein zweites, drittes oder viertes Mal und irgendwann bleibt er dann auch hängen.
Gerät:
In Deutschland gibt es kaum Hersteller die sich mit diesem Thema schon richtig befassen. Deshalb greifen wir häufig auf Artikel zurück die eigentlich für eine andere Art des Fischens bestimmt sind. Man sollte sich jedoch im Klaren sein, dass man auch mal ein bisschen mehr Geld ausgibt und dafür das Richtige bekommt, denn nur so kann diese Art des Spinnfischens mit dem größtmöglichen Spaß betrieben werden.
Ruten: Vor allem darauf zu achten ist, dass man eine kurze Rute verwendet. Sie sollte nicht länger als zwei Meter sein, damit man möglichst wenig ermüdet, und den Köder in allen Situationen perfekt führen kann. Je nach Ködergröße sollte auch die Rute abgestimmt werden. Für die „normale“ Größe ca. 10 – 15 cm ist eine Rute mit maximal 40 oder 50 Gramm Wurfgewicht bestens geeignet. Hier bedient man sich am besten bei den Vertikal- oder super leichten Jerkruten.
Rollen: Grundsätzlich ist es egal, ob Sie mit Stationär- oder Multirollen fischen. Achten sie bei Stationärrollen auf ein gutes Wicklungsverhalten gerade bei geflochtener Schnur. Mir gefallen Multirollen für das Oberflächenfischen besser, da ein geübter mit ihnen zielgenauer werfen und abbremsen kann. Das ist gerade dann wichtig wenn man in hindernissreichen Gewässerabschnitten fischt.
Schnur: Das Fischen mit geflochtenen Schnüren ist für uns die einzige Variante, die in Frage kommt. Aufgrund der fehlenden Dehnung dieser, ist es wesentlich einfacher dem Köder seinen Lauf zu verpassen. In der Regel zählen dort die eigenen Präferenzen aber zur stärke möchte ich noch hinzufügen, dass eine 10 – 15 Kilo Schnur völlig ausreicht.
Vorfach: Egal ob Stahl, Hard-Mono oder Titan, Sie sollten immer ein hechtsicheres Vorfach verwenden um einen Köderverlust und das unnötige Verletzen eines Fisches zu vermeiden. Selbst auf die kleinsten Exemplare stürzen sich immer wieder aggressive Hechte und sind dann oftmals schneller weg, als sie gekommen sind.
Köder: Hierzulande bekommen sie inzwischen schon recht gute Spook´s, was vor einigen Jahren noch nicht der Fall gewesen ist. Bei der Masse, die wir schon ausprobiert haben gab es natürlich einige Favoriten die sich im Laufe der Zeit herauskristallisiert haben. Dazu gehören der Excalibur Super Spook, Zara Spook von Heddon, Sammy von Lucky Craft und unsere eigenen Köder von Topwater – Productions. Alle weiteren Infos finden sie unter
www.topwater-productions.de Sehen Sie sich auch den kurzen Filmtrailer zu „Ich hab ihn voll druf“ auf Bissclips an.
Mit freundlichen Grüßen
Benedikt Götzfried von Topwater - Productions